Die Doula bei der Kaiserschnittgeburt

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Es klingt vielleicht etwas ungewöhnlich, wenn die Doula auch bei der Kaiserschnittgeburt begleitet, aber aus zwei Gründen kann es zur Begleitung beim Kaiserschnitt kommen.
1. Die Frau weiß aufgrund der Vorsorgeuntersuchungen, dass es zur Kaiserschnittentbindung kommen wird (Steißlage, krankes Kind, ….)
2. Es entwickeln sich unvorhersehbare Probleme unter der Geburt, sodass die Geburt mit einem Kaiserschnitt endet.

Ist ein Kaiserschnitt unumgänglich, kann auch hier die Doula-Begleitung sehr wichtig sein. Es ist leider nur in seltenen Fällen möglich mit in den OP Raum zu kommen. Es liegt alleine in der Entscheidung des Arztes/der Ärztin, ob die Doula mit darf. Ansonsten wartet die Doula im Kreißsaal auf die Mutter. Bekommt die Frau ihr Kind ohne Partner, dann ist die Doula die Vertraute die das Kind liebevoll betreut bis die Mutter wieder im Kreißsaal ist. Es ist natürlich wünschenswert, wenn die Mutter und ihr Baby zusammen bleiben können und das Baby nicht aus der Sicht der Mutter verschwindet.

M. F. Verheiratet und mit dem zweiten Kind schwanger, Erste Tochter, 3 Jahre alt kam per Kaiserschnitt zur Welt. Alles sah diesmal nach einer natürlichen Geburt aus. Wir trafen uns häufiger und waren ganz zuversichtlich. Im letzten Gespräch teilte sie mir ihren Wunsch für die Geburt mit. Es hat mich ein wenig verwundert, als sie mich bat ihren Mann zu begleiten, wenn es wieder zu einem Kaiserschnitt kommen würde. Als dann die Geburt anfing, rief mich ihr Mann an, dass sie schon ins Krankenhaus gefahren sind. Kurze Zeit später war auch ich im Krankenhaus. Der Kreißsaal war leer und es herrschte Chaos. Irgendwann kam eine Hebamme und berichtete mir von der Geburt. Die Plazenta hat sich gelöst und war zuerst geboren, dann ein Notkaiserschnitt. Als ihr Mann zurück zum Kreißsaal kam, redete ich lange mit ihm. Wir verbrachten die halbe Nacht zwischen Angst und Hoffnung zusammen. Die Hebamme kam nur noch mal um den Verlauf zu schildern (Entnahme der Gebärmutter, Kind und Mutter gehe es soweit gut) und zog sich dann zurück. Die Frau war glücklich darüber, dass ich ihren „Wunsch“ erfüllt habe. Erst Monate später spürte sie ihren inneren Schmerz. Einfühlsame Gespräche und eine Massage halfen ihr sehr. Das Baby wurde ebenfalls viel massiert.

Es wäre gut, wenn die Doula bei der Mutter sein könnte während das Baby zur weiteren Untersuchung von der Mutter getrennt ist. Die z. T. lange Wartezeit bis Mutter und Kind zusammen sein können ist für viele Frauen unerträglich. Treten beim Baby Komplikationen auf, wie z. B. Atemprobleme oder unerwartete Fehlbildungen, ist es umso wichtiger, dass eine sensible Begleiterin, wie die Doula, da ist und die Eltern beruhigen kann. Denn oft tritt hier eine beängstigende Stille ein, wobei es sehr wichtig ist, dass dann jemand Worte findet. Es gibt kaum was Schlimmeres, als in Ungewissheit alleine gelassen zu werden. Ist alles in Ordnung und dem Baby geht es gut, kann die Doula die Mutter ermutigen ihr Kind nach der Operation anzulegen um es zu stillen. Hatten die Eltern vor der Geburt den Wunsch die Plazenta mit nach Hause zu nehmen, wird die Doula sich darum kümmern, denn durch den Eingriff geraten solche Wünsche schnell in Vergessenheit. Die Doula wird den Vater ermutigen sein Kind auf seine nackte Brust zu legen. Hautkontakt nach der Geburt ist von großer Bedeutung für das Gedeihen des Kindes. Die Doula sorgt dafür, dass das Baby auch immer wieder der Mutter gebracht wird, damit sie ihr Kind liebkosen kann, mit ihm spricht und es berührt.

I. H. Verheiratet und schwanger mit dem ersten Kind. Sie und ihr Mann kommen aus Südafrika. Dort ist es üblich eine Doula mit zur Geburt zu nehmen. Als sie mich bat sie bei ihrer Geburt zu begleiten, gingen wir von einer Spontangeburt aus. Drei Tage vor dem ET. Empfahl der Arzt aufgrund eines Rückenleidens, doch einen Kaiserschnitt zu machen. Wir vereinbarten, dass ihr Mann mit in den OP. Geht und ich im Kreißsaal warte. Es dauerte lange, bis ihr Mann zurück aus dem OP. kam. Er war sehr verwirrt und schilderte sein Erlebnis. Nach dem die Frau die PDA bekommen hatte wurde die Bauchdecke geöffnet. Was zuerst keiner merkte, war die Tatsache, dass die Betäubung nicht richtig wirkte. Ihr Mann fiel in Ohnmacht und die Frau bekam „K.O. Mittel“ gespritzt, damit die OP. beendet werden konnte. Später im Kreißsaal war die Mutter noch sehr benommen (zwar klar in den Gedanken, aber eine getrübte Sicht). Sie konnte ihr Baby nicht sehen und war sehr beängstigt. Zwei Hebammen versuchten die Situation liebevoll zu besänftigen, aber die Mutter hatte weiterhin starke Probleme. Als die Hebammen sich zurück zogen, blieb ich noch bei der Mutter und unterstützte sie bei Anlegen ihres Sohnes. Später besuchte ich die Familie. Sie schilderte mir ihr Geburtserlebnis und wie sie den Schnitt spürte. Mein Vorschlag gegen die „Behandlungsmethode“ anzugehen und vielleicht sogar Anzeige zu erstatten, lehnten beide Eltern ab. Das ist nun über drei Jahre her. Ein weiteres Kind haben sie nicht bekommen.

Nach der Geburt:
Im Wochenbett wird die Doula eine große Hilfe sein. Sie wird den Vater ermutigen viele Dinge zu erledigen, die die Mutter noch nicht machen kann. Für die Mutter ist die Doula Ansprechpartnerin bei der Verarbeitung der Erlebnisse. Sie kann mit der Frau durch Rituale helfen mit ihrer „Geschichte“ zufriedener zu sein. Ein wunderschönes Ritual ist das Baden des Babys. Dabei kann die Frau und das Kind eine vaginale Geburt nachempfinden. Wenn die Frau innerlich dafür bereit ist, wird das Kind in eine Wanne mit warmen Wasser (vielleicht noch Rosenöl) gelegt und anschließend der Mutter tropfnass auf die nackte Brust gelegt und eingehüllt. Dieses Ritual ist durch die Schweizer Hebamme Brigitte Meissner bekannt gemacht worden. Für Mutter und Kind ist dieses Ritual sehr heilsam. Ebenso wichtig ist es der Mutter Zeit zugeben und ihr gut zuzuhören. Der Heilungsprozess wird dadurch enorm beeinflusst.

P. S. Verheiratet, eine Tochter , 3 Jahre alt und per Kaiserschitt geboren, schwanger mit dem zweiten Kind. Ich kannte das Paar schon seit der ersten Schwangerschaft. Sie hatten eine Geburtsvorbereitungskurs bei mir besucht. Als sie nun mit dem zweiten Kind schwanger war, kam sie zu mir in die Beratung um ihren Kaiserschnitt aufzuarbeiten. Nach vier Terminen war sie sehr zuversichtlich und blickte einer Natürlichengeburt entgegen. Für die Geburt entschied sie sich in ein anderes Krankenhaus zu gehen und eine Beleghebamme dabei zu haben. Als dann die Geburt begann, ging sie ins Krankenhaus mit ihrem Mann. Sie rief mich von dort aus an. Sie war völlig aufgelöst und weinte und jammerte. Die Angst war riesen groß geworden. Sie hatte so große Sorge wieder einen Kaiserschnitt zu bekommen. Ich redete liebevoll und ermutigend mit ihr, aber merkte schnell, dass das nicht reicht und fuhr zu ihr ins Krankenhaus. Als ich dort ankam, war sie in den Wehen und sichtlich erleichtert. Die Hebamme und ihr Mann zogen sich zurück und sie fühlte sich bald sicherer. Ich blieb ca. eine Stunde bei ihr und fuhr mit ihrem Einverständnis wieder fort. Am nächsten Tag rief sie mich an. Es war eine lange Geburt mit Hilfe der Saugglocke, aber kein Kaiserschnitt. Die Mutter war so glücklich und dankbar. Diese Geburt war sehr heilsam für sie.

(Monika Theile)